Musical für Kinder. 48 S., Fischer Verlag. Preis: 19,99 €. Ab 3 Jahren.

 

Selten wird ein Kinderbuch von einem so hochkarätigen Trio aus der Wiege gehoben wie Kuno Knallfrosch. Da ist der Grimme-Preisträger Dietmar Jacobs, Autor für Stromberg und Käpt’n Blaubär, der mit Kuno Knallfrosch eine moderne Variation auf die Bremer Stadtmusikanten geschrieben hat, mit neuer Besetzung und fetzigen Dialogen. Der bekannte Illustrator Horst Klein hat aus den Figuren eine bunte Gesellschaft skurriler Typen gemacht: vom schrägen Vogel, dem Specht Woody, über die Katzen-Diva Mimi, die eine leere Ölsardinen-Dose auf dem Köpfchen trägt, bis zu Ratten-Mafioso Udo in schwarzem Mantel mit schwarzem Hut und Sonnenbrille. Sie alle sind auf ihre Weise musikbegeistert und so dürfen entsprechende Lied-Einlagen nicht fehlen. Sie hat Andreas Schnermann komponiert, der auch für die Produktion der CD zum Buch verantwortlich zeichnet. Überhaupt, – die CD: sie bringt nicht nur die abgedruckten Lieder in einem gekonnten Arrangement zu Gehör und ist nicht etwa (nur) als nette Zugabe für Lesefaule gedacht. Die hervorragenden Sprecher waren offenbar mit Leidenschaft bei den Aufnahmen und haben dem Text eine ungeheure Lebendigkeit gegeben. Sie haben die Milieus, in denen sich die Handlung abspielt, mit ihren Sprüchen, Tonlagen und ihrem Zungenschlag authentisch gemacht.
Wenn Jungfrosch Kuno, der seine Backen viel lieber für einen lauten Knall statt zum Quaken aufbläst, von den Oberfröschen schließlich des Teiches verwiesen wird, dann fühlt man sich ganz in eine Bundestagsdebatte mit ihren eifernden Zwischenrufern versetzt. Horst Klein lässt sie im Buch uniform mit Glupschaugen und breitem Maul die Staatsgewalt flankieren, die sich im roten Mantel unendlich groß und bärbeißig über die halbe Seite aufgebaut hat. Armer Kuno, wie da mit seinem Köfferchen zaghaft davonschleicht … Doch auf der nächsten Seite geht es ihm schon wieder gut, denn er trifft im Wald auf einen Specht, der sich auch nicht an die Regeln hält. Statt auf Baumstämme einzuhacken klopft Woody auf Flaschen und Dosen, so dass es sich anhört wie von einer alten Glasorgel. Woody will mit Kuno nach Hamburg zum sagenhaften Bubalubalu-Club ziehen, wo alle auftreten, die irgendwie einen Knall haben. Das weiß er zumindest vom Hören-Sagen. Auf dem Weg dorthin sammeln sie den röhrenden Elch Sören aus Schweden auf, der unverkennbar so spricht, wie man es in der IKEA-Werbung hört. Er ist nicht gerade ein Ausbund an Intelligenz, beeindruckt aber seine Kumpels mit Sprichwörtern von zweifelhaftem Erkenntniswert.
Darin kann es Bauer Hansens Hahn locker mit ihm aufnehmen: Breular, dessen Name stark nach dem ostdeutschen „Boiler“ (Hähnchen) klingt, zupft auf einem Eierschneider herum und wer könnte ihm widersprechen, wenn er darüber sinniert, wie überflüssig es sei auf die Hennen aufzupassen. „Denn mal ehrlich: Die meisten Eier werden doch gekocht, gerührt, gespiegelt oder auf ein Eierbrötchen gelegt. Und ich finde, der Sinn des Lebens muss mehr sein als ein Eierbrötchen!“ Zuletzt schließt sich Mimi, die Katze, in der Hoffnung auf ihren musikalischen Durchbruch im Bubalubalu-Club der Truppe an, und die Fünf landen schließlich in St. Pauli, wo sie vor einer Pommesbude auf Udo, die Ratte, treffen. Der erzählt ihnen in unverkennbarem Udo-Lindenberg-Ton, dass der Szene-Schuppen  nicht in Hamburg sondern in Bremen und dort schon seit langem dicht ist. Die Enttäuschung ist natürlich riesig und es kommt, wie es kommen muss, zum Krach…. Die Dialoge sind für Groß und Klein witzig, die Wortspiele ein Genuss für die Älteren, die Zeichnungen Charakterstudien in treffsicheren Strichen und die Musik – frei nach Woody – ‚Hammer‘ oder ‚ein Knaller‘. Auf YouTube ist eine Hugo Knallfrosch-Inszenierung der Comedia Köln von Andreas Schnermann eingestellt. Die Geschichte hat auch ganz sicher das Zeug zur populären Schulaufführung mit verteilten Rollen und peppigen Kostümen.

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